Warum man keine Reptilien kaufen sollte

Exoten sehen interessant aus und sind dementsprechend spannend zu beobachten. Doch sie werden oft falsch gehalten und zeigen nicht, wenn sie leiden. Viele Echsen fühlen sich schon allein von Blickkontakt zu einem Menschen oder ihrer eigenen Spiegelung im Terrarium immens gestresst. Einen kleinen Einblick in Exotenhaltung, Tierleid und Verantwortung.

17.9.2025

Die Faszination für Schlangen, Echsen und Schildkröten als Haustiere wächst stetig. Doch der Trend, Reptilien zu kaufen und privat zu halten, ist alles andere als harmlos. Er bringt für die Tiere, Halter:innen, die Umwelt und den Artenschutz zahlreiche Probleme mit sich und viele davon sind auf den ersten Blick gar nicht sichtbar.

Hohe Ansprüche

Anders als häufig vermutet sind Reptilien keine unkomplizierten Haustiere. Du wirst mit ihnen zwar nicht Gassi gehen müssen aber sie haben anspruchsvolle Bedürfnisse an ihr Umfeld. Je nach Art brauchen sie verschiedene Temperaturzonen, hohe Luft- und Bodenfeuchtigkeit, das passende Licht, spezielle Verstecke und regelmäßig Frischluft oder Zugang zu einem Teich. Viele Reptilien wachsen ihr Leben lang. Schildkröten können bis zu 80 Jahre alt und ungefähr so groß wie ein Suppenteller werden, Leguane erreichen schnell zwei Meter Länge, Schlangen können ebenfalls über 20 Jahre alt werden.

Ein Terrarium kann diese Ansprüche nur mit extremem Aufwand annähernd erfüllen. Fehler bei Klima, Licht, Platz oder Ernährung führen oft zu Mangelerscheinungen, Krankheiten oder einem frühzeitigen Tod. Reptilien zeigen Schmerzen, Stress oder Unwohlsein kaum nach außen. So leiden viele Tiere still und Halter:innen merken nicht, wie schlecht es ihrem Tier geht.Dazu kommt: Die tierärztliche Versorgung ist schwierig, denn es gibt wenige Fachleute für Reptilien, die Krankheiten schnell erkennen und behandeln können.

Reptilienhaltung fördert häufig Tierleid

Die meisten Reptilien stammen aus Nachzuchten oder werden als Wildfang direkt aus ihrem natürlichen Lebensraum entfernt. Seltene oder besonders gefragte Arten werden gezielt und oft unter tierschutzwidrigen Bedingungen gezüchtet. Der Handel boomt vor allem online und in sozialen Netzwerken.

Häufig müssen Reptilien mit lebenden oder vorher getöteten Tieren, wie Mäusen, Ratten oder Insekten, gefüttert werden. Die lebenden Beutetiere haben im Terrarium keine Fluchtmöglichkeit und sterben meist besonders stressreich und grausam. Besonders problematisch ist der Trend zu immer ausgefalleneren Farben und Mustern bei Schlangen und Echsen. Diese Modeerscheinungen führen oft zu erblichen Krankheiten und schweren Beeinträchtigungen für die Tiere.

Überforderung, Aussetzung und Tierheimnot

Reptilien werden viel zu häufig spontan gekauft, weil Handel und Werbung sie als unkompliziertes Haustier anpreisen. Viele Menschen unterschätzen, wie viel Wissen, Zeit und Geld die Haltung tatsächlich kostet. Neben Strom und Technik steigen auch die Kosten für Futter und Pflege. Verändern sich Lebensumstände, wachsen die Tiere oder werden krank, sind Halter:innen schnell überfordert und das Tier muss ins Tierheim oder wird einfach ausgesetzt.Allein in Deutschland nehmen Tierheime jedes Jahr über 6.000 Reptilien auf und sind dadurch vielfach überlastet. Die spezialisierte Versorgung, große Terrarien und artgerechtes Fachpersonal fehlen oft, die Vermittlung dieser Exoten gelingt selten, viele Tiere verbringen den Rest ihres Lebens in Auffangstationen.

Gesundheitsrisiko: Gefahr für Mensch und Tier

Reptilien sind Träger von Salmonellen und weiteren Erregern, die sie über Haut oder Kot übertragen können. Schätzungen zufolge sind bis zu 90% der Tiere befallen. Gerade kleine Kinder, ältere oder immungeschwächte Menschen riskieren schwere Krankheiten beim Kontakt mit Reptilien. Zudem können größere Arten unerwartet gefährlich werden. Etwa durch Bisse, Gift oder Körperkraft.

Artenschutz in Gefahr

Das ist vor allem für den Artenschutz problematisch: Immer wieder gelangen Wildfänge aus gefährdeten Populationen hierher, nicht zuletzt wegen modischer Trends nach neuen Farbvarianten oder seltenen Arten. Der Fang und Transport bedeuten für viele Tiere auch Stress, Verletzungen oder Tod. Der Deutsche Tierschutzbund und PETA fordern daher eine Positivliste: Nur solche Tierarten, deren Haltung auch tatsächlich verantwortbar ist, sollten überhaupt legal als Haustiere gekauft werden dürfen.

Fazit: Reptilien sind keine Haustiere

Reptilien sind wild gebliebene Exoten mit höchsten Ansprüchen, die im Wohnzimmer kaum zu erfüllen sind. Ihr Kauf fördert Tierleid, Überforderung, Krankheiten und den Raubbau an Artenvielfalt. Pro Wildlife führte von 2017 bis 2019 eine Studie durch, in der sie 200 Tierarten, die im Heimtierhandel angeboten werden, analysierten. 25 Arten hatten hierbei ein sehr hohes Risiko, durch den Tierhandel bedroht zu werden. 76 Arten hatten ein hohes Risiko und 65 ein mittleres. Wer Tiere liebt, informiert sich, kauft keine Exoten aus dem Zoohandel und setzt sich für den Schutz ihrer natürlichen Lebensräume ein. Wer dennoch gerne einen Exoten bei sich zu Hause aufnehmen möchte, sollte sich stets für eine Adoption aus dem Tierschutz entscheiden und sich großzügig im Vorfeld informieren.

Jessica Schmidt

Inhalt

Quellen

Studie Artensterben von ProWildlife

Tierarzt erklärt die Farbtrends bei Reptilien von Annette Berger, Stern.de

Reptilien als Haustiere – Faszination mit Folgen von der Deutschen Presse-Agentur, Sueddeutsche.de

Reptilien sind keine Haustiere von Sandy Syperek, Tierschutzbund.de

Schlangen als Haustiere: alle Infos zur Haltung von Schlangen von Jasmin Hübner, Peta.de